Larissa (2011)
Seite um Seite, Bild für Bild begegnet der Betrachter einer Frau, es
ist eine kurzzeitige Begegnung, die sich doch auf subtile Weise in
einem zeitlosen Zirkel dreht. Momente größtmöglicher Beiläufigkeit
folgen aufeinander, die eine Person andeuten, die immer präsent
ist- aber nie ganz da.
Um wen also dreht es sich hier? Wen möchte man so vergeblich
kennenlernen? LARISSA erscheint vor einem unscharfen Hintergrund,
in einem Umfeld, das ihr eigenes zu sein scheint - oder aber
an eines erinnert, das ihr eigenes sein könnte. Weder als biografische
Aufzeichnung noch als dokumentarische Information reihen
sich Momente aneinander, die von einer Begegnung zeugen, die
nie ganz abgeschlossen wirkt. Was ist es, das zwischen den Seiten
ebenso zirkuliert, wie es sich auf ihnen verschwommen mitteilt?
Larissa Rosa Lackner wiederholt mit dem Titel LARISSA nicht nur
zufällig ihren eigenen Namen; sie nennt, was sie selbst benennt,
während sie eine andere zeigt, deren Name derselbe ist. Anlass ist
zunächst nichts als der Impuls, eine Begegnung des Zufalls mit Absicht
fortzuführen, ihn zu verdichten und zu vertiefen- und so überhaupt
erst entdecken.
Damit rückt sie den Kamerablick selbst ins Blickfeld: Wer trifft hier
die nötigen Zuschreibungen, die einen Menschen erst zum Porträt
machen? Was löst den Zufall aus seiner Beliebigkeit heraus? Wann
wird Vergangenheit zum zeitlosen Kreislauf?
Im Vordergrund steht dennoch LARISSA selbst: als Abwesenheit
einer Erzählung, als Fiktion, die gefüllt wird mit dem, was in unendlicher
Gegenseitigkeit erst entsteht. So kann die letzte Seite vielleicht
als Pose des Triumphs gesehen werden. Die Frage, wer hier vorgestellt
wird, kann unendlich neu beantwortet werden vermag aber
nie zu stimmen.
Text Agnieska Roguskie